Das Mu3e-Experiment ist für die Suche nach dem Lepton-Flavour verletzenden Zer- fall μ → eee konzipiert. Die angestrebte finale Sensitivität des Experiments beträgt dabei 10-16, was eine Verbesserung der aktuellen Obergrenze um vier Größenordnungen darstellt. Um diese Sensitivität zu erreichen, wird eine hervorragende Vertex-, Impuls- und Zeitauflösung der Zerfallsprodukte zur Unterdrückung des Untergrundes benötigt. Der Kacheldetektor ist mit einer Zeitauflösung unter 100 ps darauf ausgelegt, innerhalb des Mu3e-Experimentes die präziseste Zeitinformation bereitzustellen, und ist daher essentiell für die Unterdrückung von kombinatorischem Untergrund. Der Detektor besteht aus zwei zylindrischen Einheiten, die jeweils modular aufgebaut sind. Die Grundbestandteile sind Kacheln aus einem Plastikszintillator-Material, die einzeln an Silizium-Photomultiplier gekoppelt sind. Die Auslese erfolgt durch einen eigens dafür entwickelten ASIC. Die vorliegende Dissertation beschreibt die Planung, den Bau und die thermische Simulation des Kacheldetektors von der Prototypphase bis zur Produktionsreife. Der Bau des ersten technischen Prototyps zeigt die Funktionalität des Detektorkonzepts, mit dem eine hervorragende Einzelkanal-Zeitauflösung von ≈ 47 ps erzielt werden kann. Der technische Prototyp fungiert daher als Grundlage für verschiedene Anpassungen und Optimierungen des Kacheldetektor-Designs, die sowohl dazu dienen, den Detektorbau zu erleichtern, als auch den Einbau in das Mu3e-Experiment zu ermöglichen. Parallel dazu werden fortlaufend thermische Simulationen von neuen Entwürfen des Kühlkreislaufes durchgeführt um sicherzustellen, dass die Kühlfähigkeit trotz der Anpassungen den Anforderungen des Detektors entspricht. Des Weiteren wird auf Grundlage des finalen Detektorkonzepts, das in dieser Arbeit realisiert wurde, eine Produktionsstraße mit eigens entwickelten Vorrichtungen zum Detektorbau sowie Maßnahmen zur Qualitätssicherung aufgebaut und anhand des Baus zweier Vorserien-Module evaluiert. Die Module werden auf dedizierten Messkampagnen in Betrieb genommen und anhand erster Kalibrationsal- gorithmen abgestimmt. Alle bekannten und korrigierbaren Fehlerquellen ausgenommen, sind über 96 % der getesten Kanäle voll funktionsfähig und die finale Produktion des Kacheldetektors kann dementsprechend beginnen. Der Bau, die Installation und die Inbetriebnahme des Detektors sind für die Jahre 2024/2025 geplant. |