Die in einem Vibrating-Reed-Experiment verwendeten Proben haben üblicherweise
eine rechtwinklige Geometrie mit den typischen Dimensionen
Länge
mm, Breite
mm und
Dicke
mm. Diese Plättchen werden an einem Ende
zwischen zwei miteinander verschraubbare Klötzchen geklemmt, wobei in
Tieftemperaturexperimenten aufgrund der erforderlichen hohen Wärmeleitfähigkeit
im allgemeinen Kupfer als Probenhaltermaterial Verwendung findet.
Die Anregung des Plättchens zu erzwungenen Schwingungen erfolgt berührungsfrei
auf elektrostatischem Wege. Falls das zu untersuchende Material nicht ohnenhin
schon leitfähig ist (wie etwa im Falle metallischer Gläser), wird zunächst eine
leitfähige Schicht auf die Probe gebracht, die natürlich so dünn
gehalten werden muß, daß sie die elastischen Eigenschaften des Reeds nicht
merklich beeinflußt. Bei den untersuchten Quarzglasproben wurde daher eine
Goldschicht von wenigen Nanometern aufgesputtert.
Positioniert man nun auf Höhe des freien Endes des (über den Probenhalter
geerdeten) Plättchens im Abstand eine Elektrode, so bilden Reed und
Elektrode einen Kondensator, zwischen dessen ,,Platten`` bei Anlegen
einer Spannung
die Kraft
wirkt. Für kann bei dem vorliegenden System näherungsweise die
Kapazität eines Plattenkondensators der Grundfläche
Die Probe schwingt also mit der doppelten Frequenz der Anregungsspannung. Dabei
ändert sich natürlich der Abstand zwischen Elektrode und Probe, was
über die in Kap.
5.5 diskutierten Effekte hinaus zu nichtlinearem Verhalten
führen kann. Falls dieser Effekt bei großen Schwingungsamplituden tatsächlich
von Bedeutung sein sollte, müßte er sich leicht nachweisen lassen: Bei
Durchfahren einer Resonanzkurve nähme die wirksame Kraft mit wachsender
Amplitude stetig zu, was zu einer überhöhung der Resonanzspitze gegenüber der
Lorentzform (5.40) (nicht aber zu einer Verkippung der gesamten Kurve
!)
führen sollte.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein solches Verhalten nicht beobachtet;
dies legt nahe, daß die Annahme einer auslenkungsunabhängigen Anregungskraft
zulässig ist.
Zum Nachweis der Schwingungen macht man sich die Tatsache zunutze, daß eine
Abstandsänderung zwischen den Elektroden eines Kondensators eine
Kapazitätsänderung zur Folge hat. Man bringt eine weitere Elektrode auf der
anderen Seite der Probe (der Anregungselektrode gegenüber) an, die nun
ebenfalls einen Kondensator mit dem eingespannten Plättchen bildet. Dessen
Kapazität ist gegeben durch
wobei bei der letzten Näherung angenommen wurde, daß die Schwingungsamplitude
wesentlich kleiner als der Gleichgewichtsabstand
zwischen Reed
und Detektionselektrode ist. Für
gilt analog zu Gl.
(6.2)
. Legt man über einen Widerstand
eine Gleichspannung
an die Detektionselektrode an, so fällt
aufgrund der Kapazitätsänderung durch die Reedschwingung über dem Widerstand
eine Wechselspannung ab, die sich unter Berücksichtigung der Leitungskapazität
zu
Bei den im Experiment benutzten Meßfrequenzen
kann der letzte Faktor in Gl.
(6.6) in guter Näherung durch 1 ersetzt
werden, so daß das übertragungsverhältnis
frequenzunabhängig wird. Schwingungsamplitude und Detektionsspannung sind dann
zueinander proportional, und wegen
kann man
vereinfachend schreiben
woraus man bei bekanntem eine Abschätzung für die
Schwingungsamplitude erhält.
Einen schematischen überblick über den elektronischen Aufbau des gesamten
Experimentes gibt Abb.
6.1:
![]() | Abb. 6.1: Schematischer Aufbau der Meßelektronik für das Vibrating-Reed-Experiment. |
Ein spannungsgesteuerter Oszillator (VCO), Wavetek 162, regt die Probe mit der
Frequenz zu Schwingungen der Frequenz
an. Die dadurch im
Nachweiskreis erzeugte Wechselspannung wird von einem phasenempfindlichen
Verstärker, Ithaco 393, (Lock-in-Verstärker) detektiert. Diesem Meßverstärker
wird außerdem noch auf seinen Referenzeingang das Anregungssignal des VCO
zugeführt. Da die Anregung nur die halbe Frequenz des Detektionssignals
aufweist, muß der Lock-in im
-Betrieb arbeiten. Dies hat den Vorteil, daß
er gegen mögliches übersprechen der Anregespannung auf die Detektionsseite
relativ unempfindlich wird. Der Vergleich der Phasenlage der beiden
Eingangssignale ermöglicht eine Bestimmung der Phasendifferenz
zwischen Anregung und Detektion. An den Ausgängen des Lock-in stehen die drei
Signale
und
zur Verfügung, wobei
eine der
Detektionsspannung und somit auch der Schwingungsamplitude
proportionale
Gleichspannung ist. Die
-Funktion (Gl.
(5.42)) hat gerade bei
der Resonanzfrequenz einen Nulldurchgang und eignet sich daher
als Steuersignal zum Nachregeln der Anregefrequenz bei änderungen der
Resonanzfrequenz. Dazu wird das
-Signal am Ausgang des
Lock-in-Verstärkers über einen Integrator auf den Eingang des VCO gegeben. Im
Falle
ist das
-Signal positiv; über
den Integrator wird dann eine Spannung an den VCO geliefert, die eine Erhöhung
der Anregefrequenz bewirkt. Für
kehren sich die
Vorzeichen um, so daß die Frequenz des VCO erniedrigt wird. Damit ist ein
Regelkreis aufgebaut, der das schwingende Plättchen automatisch in Resonanz
hält. (Bei dem in den Experimenten dieser Arbeit verwendeten Intgrator bewirkte
ein positives
-Signal eine Verminderung der Anregungsfrequenz
des VCO. Daher wurde dem Signal eine zusätzliche Phasenverschiebung von
aufgeprägt, was gerade einer Vorzeichenumkehr des
entspricht,
vgl.
Abb.
6.4.) Von einem Personal Computer wurden über einen
Frequenzzähler die Frequenz des VCO und über einen A/D-Wandler das
Ausgangssignal des Lock-in-Verstärkers eingelesen und mit Hilfe eines
Meßprogramms ausgewertet.
6.2.1 Relative Änderung der Schallgeschwindigkeit
Wie man an Gl.(5.23) erkennt, erfordert die Bestimmung der absoluten
Schallgeschwindigkeit
aus den gemessenen Resonanzfrequenzen eine
genaue Kenntnis der Probengeometrie. Doch selbst bei präziser Ausmessung der
Reedlänge und -dicke -- was ohnehin immer noch Fehler von einigen Prozent
einschließt -- ist nicht unbedingt mit korrekten Absolutwerten der
Schallgeschwindigkeit zu rechnen, da in Gl.
(5.23) einige Näherungen und
Idealisierungen eingingen (exakt rechteckiger Querschnitt und homogene Dicke
der Probe, Breite wesentlich kleiner als Länge), die im Experiment sicherlich
nur unzureichend realisiert sind. Jedoch lassen sich, sofern die thermische
Expansion vernachlässigbar ist -- was bei tiefen Temperaturen (
)
für praktisch alle Substanzen und für Quarzglas
in guter Näherung auch im gesamten vermessenen
Temperaturbereich gewährleistet ist (der Expansionkoeffizient von Quarzglas
beträgt nach /50/ bei 300
K weniger als
)
-- relative änderungen der Schallgeschwindigkeit sehr genau vermessen,
da sich ja unter den
obigen Voraussetzungen
und somit
sowie dem entsprechenden Ausdruck für die Schallgeschwindigkeit ergibt.
Hält man das Reed mit Hilfe der im vorigen Abschnitt beschriebenen
Regelschleife in Resonanz, ergibt sich aus der Verschiebung der
Resonanzfrequenz mit der Temperatur also direkt der Temperaturgang der
Schallgeschwindigkeit.
Die Genauigkeit der Frequenzmessung liegt typischerweise zwischen einigen
und etwa
, je nach Stabilität der Meßelektronik,
Temperaturstabilität und Qualität des detektierten Signals.
6.2.2 Innere Reibung
Die einfachste Methode zur Bestimmung der inneren Reibung ergibt sich aus der
Beobachtung des freien Amplitudenzerfalls. Regt man das Reed auf seiner
Resonanzfrequenz zu erzwungenen Schwingungen an und schaltet dann die erregende
Kraft aus, beobachtet man das mit der Zeit exponentielle Abklingen der
Amplitude
, woraus sich mit Hilfe von
(Gl.
(5.30)) sofort der Wert der inneren
Reibung ergibt. Diese Methode ist recht unkompliziert und ermöglicht vor allem
auch eine sehr rasche Bestimmung von
. Typische Fehlerschranken liegen
im Bereich zwischen etwa 1 und 5%. Abb.
6.2 zeigt ein Beispiel einer
Zerfallskurve.
In der Abbildung erkennt man auch den Amplitudenanstieg gemäß
aus dem man prinzipiell ebenfalls die Zeitkonstante und damit die innere
Reibung ablesen kann. Gl.
(6.11) ist allerdings nur erfüllt, wenn die
Anregungsfrequenz mit der Resonanzfrequenz des Reeds übereinstimmt.
![]() |
Abb. 6.2: Exponentieller Zerfall der Schwingungsamplitude.
Bei
![]() ![]() |
Im Falle einer Differenz
zwischen Anregungs- und
Eigenfrequenz beobachtet man eine überlagerung der exponentiellen
Amplitudenzunahme mit einem exponentiell gedämpften Schwebungssignal der
Frequenz
. Der Amplitudenverlauf gehorcht dabei der Beziehung /51/
mit deren Hilfe man unter Benutzung eines Fitprogramms die gesuchten
Parameter und
ermitteln kann. Diese Methode ist
allerdings vergleichsweise ungenau und wurde nur zu Testzwecken verwendet.
Abb.
6.3 zeigt den zeitlichen Verlauf eines typischen Einschwingvorgangs.
Die bisher skizzierten Methoden zur Bestimmung der inneren Reibung sind
allerdings nur dann anwendbar, wenn die Zeitkonstante des Aus- oder
Einschwingvorgangs genügend groß ist. Erfolgt der Amplitudenzerfall schneller
als binnen etwa 1
s, kann er mit der im Experiment verwendeten Elektronik
nicht mehr hinreichend aufgelöst werden. Bei einer typischen
Vibrating-Reed-Meßfrequenz von etwa 1
kHz bedeutet die Bedingung
s also, daß die innere Reibung kleiner als wenige
sein
muß, bei höheren Frequenzen entsprechend noch niedriger.
Im Falle großer Dämpfung und/oder hoher Frequenz wird die innere Reibung besser
durch Aufnehmem von Resonanzkurven bestimmt, wobei für die Frequenzabhängigkeit
der drei zur Verfügung stehenden Signale
und
die durch die Gln.
(5.40), (5.42), (5.43) gegebenen
Ausdrücke gelten. Abb.
6.4 zeigt das Resonanzverhalten des Reeds.
Aus der Breite der Kurven läßt sich gemäß
(Gl.
(5.41)) die innere Reibung bestimmen. Während für das reine
Amplitudensignal
durch den Frequenzabstand der Punkte gegeben
ist, an denen die Amplitude vom Maximum auf den Wert
abgefallen ist, sind die entsprechenden Punkte für die
-Kurve
durch die Stellen, wo
gilt, und für das
-Signal durch die Frequenzlage der beiden Extrema gekennzeichnet
(s.
Abb.
6.4). Auch bei der Aufnahme von Resonanzkurven liegen die
typischen Fehlerschranken bei der
-Bestimmung im Bereich von 1-5%
(s.
auch Kap.
7.1).
Zu einer genaueren Bestimmung nicht des Absolutwertes, aber wenigstens des
relativen Verlaufs der inneren Reibung eignet sich die Beziehung
die aus Gl.(5.39) für
folgt. Damit lassen sich noch
änderungen von
im Promillebereich auflösen. Im allgemeinen geht man
daher so vor, daß man nur an ausgewählten Temperaturpunkten den Absolutwert der
inneren Reibung durch Aufnahme von Resonanzkurven und/oder des
Amplitudenzerfalls bestimmt und ansonsten lediglich die Amplitude
und die
Resonanzfrequenz
mißt, um daraus mit Hilfe von Gl.
(6.13)
das jeweilige
zu errechnen.
6.2.3 Mögliche Fehlerquellen
Bei einem Vibrating-Reed-Experiment gibt es verschiedene systematische
Fehlerquellen, die die Meßergebnisse mehr oder minder stark verfälschen können.
Einige davon spielen für die in dieser Arbeit durchgeführten Experimente jedoch
keine nennenswerte Rolle, wie man sich anhand der in /49/ angegebenen
Abschätzungen leicht überlegen kann, und seien daher nur stichwortartig
erwähnt:
--
Restgasdämpfung: Die Viskosität der
umgebenden Atmosphäre führt zu einer Dämpfung der Probenschwingung. Für die im
Experiment gebräuchlichen niedrigen Drücke mbar kann dieser
Effekt vernachlässigt werden.
--
Dämpfung durch Wärmeleitung der Probe:
Während des Schwingungsvorgangs werden die Seiten des Reeds abwechselnd gedehnt
und gestaucht, womit eine Temperaturerniedrigung bzw. -erhöhung einhergeht.
Falls die Zeitkonstante
des resultierenden Wärmeaustauschs vergleichbar
mit der inversen Schwingungsfrequenz ist (
), wird der
Schwingung Energie entzogen. Die sich ergebenden Verluste sind jedoch für die
Experimente dieser Arbeit wiederum verschwindend gering.
--
Elektromechanische Wandlerverluste:
Durch die Probenschwingung wird auf der Detektionsseite am Widerstand
eine
elektrische Wechselspannung erzeugt (Gl. (6.6)). Die dazu erforderliche
Leistung, die natürlich der Schwingung entzogen wird, entspricht aber nur einem
gänzlich unbedeutenden Bruchteil der gesamten Schwingungsenergie, so daß auch
dieser Effekt nicht von Bedeutung ist.
Schwieriger zu beurteilen ist der Einfluß der Einspannung auf das
Dämpfungsverhalten des Reeds.
Es hat sich
gezeigt, daß der genauen Geometrie der Einspannungsstelle besondere Bedeutung
zukommt; dies ist auch nicht verwunderlich, da dort für alle Schwingungsmoden
die maximale Verzerrung auftritt (s.Abb.
5.4).
Somit besteht sicherlich eine besondere Anfälligkeit für mögliche Verluste
durch mechanisch nicht ganz optimalen Kontakt zwischen Probe und Halterung.
Als günstigste Form für die Kupferklötzchen, zwischen die das Reed geklemmt
wird, hat sich eine streng rechtwinklige Geometrie ohne Fase (und
natürlich auch ohne überstehende Grate, die oft aus dem Herstellungsprozeß
resultieren) erwiesen.
Die mikroskopischen Eigenschaften der Einspannung ändern sich vermutlich auch
noch während eines Experimentes (etwa durch Variation der Temperatur), was oft
als Ursache für starke Streuung oder unzureichende Reproduzierbarkeit von
Meßergebnissen herangezogen wird. Dennoch wird der Beitrag der
Einspannungsdämpfung für einzelne Meßreihen meist als konstant angenommen. über
die Qualität dieser Näherung läßt sich nur schwerlich eine zuverlässige Aussage
treffen. Mit dem in dieser Arbeit größtenteils verwendeten Probenhalter konnte
immerhin der für ein Vibrating-Reed-Experiment recht niedrige Wert der inneren
Reibung von etwa
gemessen werden; dieser Wert wäre vermutlich
noch unterschritten worden, wenn der zugängliche Meßbereich zu tieferen
Temperaturen (
mK) hätte erweitert werden können, da dort die
intrinsische Probendämpfung weiter abnimmt. Die Vermutung liegt also nahe, daß
die Einspannungsdämpfung über einen sehr großen Teil des untersuchten
Temperaturbereichs (wo die typischen Dämpfungswerte bei einigen
lagen) nur einen vergleichsweise geringen Einfluß hat und die gemessenen
Absolutwerte der inneren Reibung tatsächlich im wesentlichen die intrinsische
Dämpfung des Probenmaterials charakterisieren.
Ein weiteres Problem ergibt sich aus der bei der Schwingung der Probe
dissipierten Leistung. Während bei Temperaturen bis hinab zu einigen hundert mK
das thermische Gleichgewicht durch diesen Heizeffekt sicherlich nicht
maßgeblich gestört wird, muß er bei tiefen Temperaturen, wo Wärmeleitung und
Wärmekapazität von Probe und Halterung schnell abnehmen, unter Umständen
berücksichtigt werden. Für die dissipierte Leistung kann man schreiben:
wobei die Masse der Probe bezeichnet. (Bei fest vorgegebener anregender
Kraft bedeutet Gl.
(6.14) bemerkenswerterweise, daß die erzeugte Wärme mit
abnehmender Dämpfung zunimmt, da ja die Schwingungsamplitude
proportional
zu
ist.) Um
berechnen zu können, muß die Schwingungsamplitude bekannt
sein. Sie läßt sich sowohl von der Detektionsseite -- durch die über dem
Widerstand
abfallende Wechselspannung (Gl.
(6.8)) -- als auch von der
Anregungsseite -- durch die auf das Reed wirkende elektrostatische Kraft
-- abschätzen. Für die Anregungsseite gilt die Beziehung
mit den im Abschnitt 6.1 eingeführten Bezeichnungen. Die dissipierte Leistung
hängt also empfindlich von der Anregungsspannung ab (
);
daher darf
, sollen Heizungseffekte vermieden werden, nicht zu groß
gewählt werden. Der tatsächliche Einfluß der Probenheizung wird bei der
Betrachtung der Meßergebnisse an
in Kap.
8 eingehender
untersucht.
Flüssigkeiten lassen sich durch Abpumpen der umgebenden Atmosphäre kühlen.
Erniedrigt man nämlich den Druck unter den Dampfdruck der Flüssigkeit, so
treten Teilchen von der flüssigen in die gasförmige Phase über, in der sie eine
wesentlich größere Entropie haben. Der Flüssigkeit wird dabei die Wärmemenge
entzogen, wenn
den Entropiezuwachs der Teilchen beim übergang
in den neuen Aggregatzustand bezeichnet. Mit
He können auf diese Weise
Temperaturen von etwa 1
K, mit
He sogar 0.3
K erreicht werden. Um
noch tiefere Temperaturen zu erzeugen, muß man andere Kühlverfahren anwenden.
Die Experimente dieser Arbeit wurden in zwei
He/
He-Verdünnungskryostaten durchgeführt, bei denen die erreichten
Minimaltemperaturen bei etwa 10 bzw.
knapp 40
mK lagen.
Das Funktionsprinzip dieser Kryostaten beruht auf den Eigenschaften von
flüssigen
He/
He-Mischungen. Kühlt man ein solches Gemisch auf
Temperaturen unterhalb von 0.8
K ab, kann eine Phasentrennung zwischen einer
fast ausschließlich aus
He-Atomen und einer schwereren Schicht aus einer
Mischung von
He- und
He-Atomen erfolgen. Der Anteil von
He-Atomen
in der
He-reichen Phase ist temperaturabhängig und geht für
auf
ca.
6% zurück.
![]() |
Abb. 6.5: Das Phasendiagramm von flüssigen ![]() ![]() ![]() |
Die He-Komponente in der schwereren Schicht ist suprafluid und trägt
daher kaum zur Entropie bei. Aufgrund der Suprafluidität wechselwirken auch
die
He-Atome innerhalb dieser Phase kaum mit den
He-Atomen und
verhalten sich folglich beinahe wie Gasatome im Vakuum. Da die Dichte der
He-Teilchen und damit ihre Wechselwirkung untereinander in der
He-armen
Phase geringer ist, haben sie eine deutlich höhere Entropie als die Atome in
der
He-reichen Schicht. Tritt nun ein Teilchen von der
He-reichen in
die
He-arme Schicht über, ist damit wie beim eingangs erwähnten
Verdampfungsprozeß eine Kühlung verbunden. (Man spricht daher auch von
,,Quasiverdampfung``.)
Die Nutzbarmachung dieses Kühlprinzips für einen kontinuierlichen Betrieb
erfordert den Aufbau eines Kreislaufs, bei dem das He aus der schweren
Phase abgeführt und in die leichte Phase nachgeliefert werden kann.
In einem
He/
He-Verdünnungskryostaten (Abb.
6.6) wird dies
folgendermaßen realisiert: Die wesentlichen Teile der Apparatur befinden sich
in einem Vakuumbehälter, der von flüssigem
He (
K)
![]() |
Abb. 6.6: Schematischer Aufbau eines
![]() ![]() |
umgeben ist.
über ein Nadelventil wird der 1K-Topf mit flüssigem
He aus diesem
Bad gefüllt. Durch Abpumpen des flüssigen Heliums wird seine Temperatur auf
etwa 1.2
K reduziert. Eine thermische Ankopplung der Zuleitung für das
He/
He-Gemisch am 1
K-Topf bewirkt, daß dieses beim Vorbeiströmen
kondensiert. Die nachgeschaltete Durchflußimpedanz gewährleistet dabei die
Aufrechterhaltung des notwendigen Einkondensierdrucks. Nach einer Abkühlung des
Gemisches auf 600-700
mK durch eine thermische Ankopplung am Verdampfer
gelangt es in ein System von Wärmetauschern, in denen aus der Mischkammer
aufsteigendes kaltes
He (s.
weiter unten) eine weitere allmähliche
Reduktion der Temperatur der hinunterströmenden Flüssigkeit bewirkt. (Die
Qualität der Wärmetauscher ist von entscheidender Bedeutung für die Effizienz
des gesamten Kühlprozesses. Aus der unterschiedlichen Konstruktion der
Wärmetauscher erklären sich auch die beträchtlichen
Unterschiede in den Endtemperaturen der beiden verwendeten Kryostaten.)
Schließlich erreicht das Gemisch die
He-reiche Phase in der Mischkammer, wo
der oben beschriebene Kühlprozeß erfolgt. Der erforderliche übertritt der
He-Atome in die untere
He-arme Schicht wird durch ein
Konzentrationsgefälle an
He-Teilchen zwischen den Gemischen im Verdampfer
und im unteren Mischkammerbereich hervorgerufen. Am Verdampfer wird nämlich das
He/
He-Gemisch gepumpt, wobei fast nur
He-Teilchen abdampfen, da bei
(den mit Hilfe einer Heizung eingestellten) Temperaturen von 600-700
mK der
Dampfdruck von
He etwa zwei Größenordnungen höher als der von
He ist.
(Im stationären Betrieb zirkulieren daher fast nur
He-Atome.) Das
resultierende Konzentrationsgefälle erzeugt einen osmotischen Druck, der für
das Nachfließen von
He aus der unteren Phase der Mischkammer zum Verdampfer
sorgt. Da aber die Konzentration von
He in der
He-armen Schicht -- der
jeweiligen Temperatur entsprechend -- konstant bleiben muß, ist dies nur
möglich, wenn Teilchen aus der oberen Schicht in die untere übertreten und
dabei ihre Umgebung abkühlen.
Zur Bestimmung der am Probenhalter vorliegenden Temperatur standen verschiedene
Widerstandsthermometer zur Verfügung. Die Messung des elektrischen Widerstandes
erfolgte mit der sogenannten Vierdrahtmethode, die eine Vernachlässigung
der Zuleitungswiderstände ermöglicht. Bei relativ hohen Temperaturen
(40-300K) wurde ein Platinthermometer Pt
100, bei mittleren
(0.5-40
K) ein Germanium- und bei den tiefsten Temperaturen ein
Kohlethermometer verwendet, dessen Eichbereich sich allerdings nur bis hinab zu
20
mK erstreckte. Für tiefere Temperaturen mußten die Widerstandswerte mit
Hilfe eines Polynomfits extrapoliert werden. Der Fehler dieses Verfahrens
sollte nicht mehr als 10% betragen, ist damit aber deutlich größer als der
Fehler im Gültigkeitsbereich der Eichtabellen, der bei etwa 1-3% liegen
dürfte.